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Aus einem Sari wird ein Rock Und: 7 Tipps zum Nähen von Seide

Meine Freundin Bettina hat vor einigen Jahren von ihrem Mann auf der Hochzeitsreise einen Sari geschenkt bekommen, aus kostbarer Seide und wunderschön. Aber wie das mit Saris leider so ist – in unseren Breitengraden gibt es nur wenige Anlässe, zu denen man Saris trägt. So lag der schöne Sari immer im Kasten. Bettina hatte die geniale Idee, dass ein Rock daraus schick aussehen würde und hat mich nun gebeten, ihn für sie zu nähen.

Sie wollte einen Rock mit Kellerfalten, die kunstvoll gewobene Bordüre wurde als Saumabschluss gewählt. Das ist einerseits praktisch, weil man so grundsätzlich sich das Säumen spart, andererseits muss man jedoch umso genauer bei der Bundverarbeitung sein, da sonst der Saum nicht gerade ist. Ich war also bereits beim Zuschnitt besonders vorsichtig und genau, aber das ist ja ohnehin ein Muss, oder 😉

Die Seide ist sehr dünn und hat von sich aus keinen Stand wie etwa Wildseide. Daher habe ich für den Bund einerseits Einlage auf die Seide gebügelt, aber für die Innenseite des Bundes einen farblich passenden, aber starken Baumwollstoff genommen, den ich ebenfalls mit (noch festerer Einlage) verstärkt habe. Ich habe außerdem einen verdeckten Reissverschluss eingenäht, da sich bei einem üblichen Nahtreißverschluss die Übertritte nicht so schön über die Raupe legen würde.

Und nun noch zum Saum: Bettina wollte eigentlich ein Rockmodell, wie ich sie immer nähe und gerne trage, nämlich ausgestellt. Aber sie wollte keinen Petticoat darunter, dazu ist sie auch nicht der Typ. Die Lösung : Crinolborte! Diese habe ich in einen Stoffstreifen (den ich auch aus dem Saum des Saris getrennt hatte) eingenäht und dann innen in den Rocksaum.

Den Unterschied zwischen dem Rock mit und ohne Crinolborte sieht man ganz gut auf folgendem Foto:

Ich habe bereits einige Stücke aus Seide genäht, und wohl anfangs auch, weil ich mir einfach nichts dabei dachte – oh glückliche Naivität!

Aber man lernt ja immer dazu, daher möchte ich euch 7 wichtige Punkte auflisten, die es beim Vernähen von Seide zu beachten gilt (wobei diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat und lediglich meine persönliche Meinung widerspiegelt! ):

  1. Nur in der Nahtzugabe stecken : die Stecknadeln können Löcher hinterlassen
  2. Dünne Nähnadeln und Maschinennadeln verwenden, idealerweise auch dünne Stecknadeln. Außerdem ist es wichtig, sämtliche Nadeln regelmäßig zu wechseln – gerade bei Stecknadeln bin ich hier sehr nachlässig
  3. Erst an einem Probefleck die Fadenspannung der Maschine testen und ggf einstellen, es könnte sich bei zu starker Spannung die Naht kräuseln
  4. Unbedingt ein Bügeltuch verwenden, meiner Erfahrung nach kann man aber durchaus Dampf beim Bügeln verwenden. Ich teste aber wieder an meinem Probefleck die Besonderheiten der Seide beim Bügeln – übrigens teste ich auch an diesem Probefleck die Einlage, die ich aufbügeln möchte
  5. Um Seide zu Nähen, braucht man genügend Platz, auch und vor allem neben der Nähmaschine! Seide ist rutschig und verzieht sich leicht. Um das zu verhindern, sollte man das Nähgut immer wieder korrekt hinlegen und es sollte nicht vom Tisch rutschen, um sich nicht während des Nähens zu verziehen
  6. Langsam und genau arbeiten, denn Auftrennen ist bei Seide kaum möglich
  7. Rauhe Hände vermeiden, aber auch keine fette Handcreme kurz zuvor verwenden! Handcreme kann Flecken hinterlassen auf dem kostbaren Stoff. Ich habe oft rissige und rauhe Hände, und dann soll ich keine Handcreme verwenden? !? Bei mir hat es bisher am Besten funktioniert, wenn ich mir 15 min vorher Creme auftrage, diese lange einziehen lasse und gleich vor dem Nähen noch einmal meine Hände an einem trockenen Handtuch abwische.

Hast du auch Tipps für den Umgang mit Seide? Dann würde ich mich über deinen Kommentar sehr freuen!

Vom Sari ist noch einiges an Stoff übrig geblieben, und ich hätte auch schon Ideen, was man daraus machen könnte – möglicherweise seht ihr also hier bald das Sari Recycling Teil 2!

4 Gedanken zu „Aus einem Sari wird ein Rock Und: 7 Tipps zum Nähen von Seide

  1. Supermodern!!! Ich habe seit langem einen sari liegen und werde mit auch einen Rock nähen!!!!! Danke für die Anregung!!!

    1. Das freut mich, wenn meine Blogbeiträge zu eigenen Kreationen inspirieren! Viel Spaß beim Nähen! !!

  2. Der Rock ist supersuperschön! wow! hast du da ein Schnittmuster dazu? ich hab hier auch einen Sari liegen, der nie angezogen wird 🙈

    1. Hallo Sarah, danke für deinen lieben Kommentar! 😍Ich habe das Schnittmuster (wenn man da von einem Schnittmuster sprechen möchte, es ist wirklich nur ein Rechteck) selbst erstellt. Wichtig ist die rechteckige Grundform, da nur so die abschließende Borte des Stoffes verwendet werden kann. Nimm den dreifachen Taillenumfang + Nahtzugaben, das ist die gesamte Rockweite. Die Mehrweite packst du in die Kellerfalten, die natürlich regelmäßig und exakt auf den Taillenumfang aufgeteilt sein müssen. Am besten ist es, wenn du in der vorderen Mitte eine Falte machst und links und rechts davon dann noch 2 jeweils. Wenn du weibliche Rundungen hast, solltest du an den Seiten die Taillenlinie etwa 1cm erhöhen, damit der Rock an den Seiten ebenfalls einen gerade verlaufenden Saum hat . Meine Freundin ist extrem schlank, da hab ich day gar nicht gebraucht.
      Ich hoffe, das war verständlich. Ich habe aber bald mal vor, einige Rockschnitte hier zu zeigen, also schau gern mal wieder vorbei 😉

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